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Koordination kommunaler Entwicklungspolitik
Einrichtung der Stelle "Koordination kommunaler Entwicklungspolitik"
Ganz im Sinne der Agenda 2030, die Umsetzung auf lokaler Ebene zu gestalten, hat das Landratsamt Fürstenfeldbruck im Frühjahr 2022 das auf zwei Jahre laufende Projekt „Koordination für kommunale Entwicklungspolitik“ gestartet. Die Projektstelle ist organisatorisch innerhalb des Landratsamtes dem Regionalmanagement angegliedert und wird zu 90 Prozent aus Bundesmitteln gefördert. Die Koordination setzt sich dafür ein, das entwicklungspolitische Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen sowohl in der Verwaltung als auch der Zivilgesellschaft zu stärken und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 im Landkreis bekannter zu machen.
Dazu begleitet die Koordinatorin die Verwaltung des Landkreises bei der Entwicklung hin zu noch mehr Nachhaltigkeit und ist Ansprechpartnerin für alle Initiativen und Vereine des Landkreises Fürstenfeldbruck, die sich bereits mit Entwicklungszusammenarbeit, Fairem Handel und Nord-Süd-Thematiken befassen oder noch befassen möchten. Des Weiteren unterstützt die Koordinatorin die Vernetzung und strukturelle Stärkung der bisher bestehenden Fairtrade-Kommunen und Fairtrade-Schulen im Landkreis sowie das Entwicklungshilfe-Projekt „1000 Schulen für unsere Welt“, mit dessen Unterstützung in afrikanischen Ländern bislang elf Schulen errichtet werden konnten.
Die SDGs stellen sich vor
An dieser Stelle sollen einige der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen genauer betrachtet werden. Die Auswahl erfolgte dabei nach Arbeitsschwerpunkten und Interessensgebieten der Koordination für kommunale Entwicklungspolitik.
SDG 5 stellt sich vor: „Geschlechtergleichheit“
SDG 5, auch bekannt als das Ziel für Geschlechtergleichstellung, setzt sich für die Beseitigung von Ungleichheiten und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ein. Es zielt darauf ab, weltweit gleiche Rechte, Chancen und Zugang zu Ressourcen für Frauen und Mädchen zu gewährleisten. Doch es ist wichtig anzuerkennen, dass Geschlechtergleichstellung nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern mit anderen globalen Herausforderungen eng verknüpft ist - wie zum Beispiel dem Klimawandel.
Der Klimawandel betrifft nicht nur die Umwelt, sondern hat auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen. Frauen und Mädchen sind davon aufgrund bestehender Geschlechterungleichheiten besonders betroffen.
Eine der Hauptfolgen des Klimawandels ist der Anstieg von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Stürmen. Frauen und Mädchen sind in solchen Situationen oft stärker betroffen als Männer und Jungs. Die Reihe an Konsequenzen für die Lebensumstände von Frauen und Mädchen in ärmeren und ländlichen Gebieten ist lang.
Im Falle von Naturkatastrophen sind Frauen und Mädchen beispielsweise häufiger den direkten Auswirkungen von Stürmen und Überschwemmungen ausgesetzt. So können sie beispielsweise oftmals nicht so schnell mit ihren Kindern die Häuser und Felder verlassen wie die Männer. Sie tragen häufiger schwere Verletzungen davon und leiden häufiger an Krankheiten, die mit den Naturereignissen einhergehen. Grund dafür ist auch, dass Frauen beispielsweise weniger oft Zugang zu Wetterwarnungen und Informationen haben, um vor Wetterextremen gewarnt zu sein und voraus planen zu können.
Doch auch die längerfristigen Folgen von Naturkatastrophen wirken sich auf Frauen und Mädchen anders aus als auf ihre männlichen Familienmitglieder.
Frauen und Mädchen sind in ärmeren Regionen oft für Haus und Felder verantwortlich und bestreiten ihren Lebensunterhalt aus der kleinen Landwirtschaft. Durch Naturkatastrophen kann also ihr Einkommen gefährdet werden oder ganz wegfallen. So führt der Klimawandel oftmals auch zu einer Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Männer sind von den direkten Folgen der Extremwetterereignisse oft weniger mittelbar betroffen, da sie meist in ihren Berufen und Lebensentwürfen flexibler sind und leichter migrieren können. Diese Flexibilität stammt auch daher, dass Männer meist besseren Zugang zu Geld und anderen Ressourcen haben als ihre Frauen und Kinder. Sie könnten es sich finanziell also meist gar nicht erlauben, alles zurückzulassen und zu fliehen.
Frauen müssen sich dazu noch um ihre Familien kümmern und sind oft allein für die Beschaffung von Wasser und Nahrung verantwortlich. Durch Naturkatastrophen wird dies jedoch erschwert, da beispielsweise Ernten zerstört und Wasserquellen verschmutzt werden. Dadurch stehen Frauen und Mädchen unter immer größerem Druck und sind oft gezwungen, weite Strecken zurückzulegen, um Wasser und Nahrung zu finden. Die Suche nach sauberem Wasser und der erschwerte Anbau bzw. schwierigere Erwerb von Nahrungsmitteln nehmen so viele Stunden des Tages in Anspruch, die früher etwa für die Schule, für andere Haushaltsarbeiten oder die Freizeit genutzt werden konnte. Dies führt zu einer größeren seelischen und körperlichen Belastung und wirkt sich negativ auf die Bildung und somit auf die Zukunftsperspektiven von Frauen und Mädchen aus.
Ein weiterer Aspekt sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit von Frauen und Mädchen. Durch die steigenden Temperaturen und extreme Wetterbedingungen nehmen beispielsweise Krankheiten wie Malaria und Durchfall zu. Da Frauen und Mädchen oft sowohl für die Sauberkeit im Haushalt als auch für die Pflege ihrer kranken Familienmitglieder zuständig sind, sind sie einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Dazu kommen noch langfristige Gesundheitsfolgen durch Krankheiten dazu, wie zum Beispiel Cholera-Wellen nach Überschwemmungen oder Unterernährung durch von Naturkatastrophen verursachten Ernteausfall. Darüber hinaus führt der Klimawandel zu einer zunehmenden Unsicherheit für Frauen und Mädchen. Zur allgemeinen Notlage nach Extremwetterereignissen als Folgen des Klimawandels, sehen sich viele Frauen und Mädchen auch einer steigenden Gefahr von Überfällen und Gewalt ausgesetzt.
Insgesamt betrachtet gibt es also in vielen Bereichen des Lebens ungleiche Konsequenzen des Klimawandels für Männer und Frauen. Es besteht die Notwendigkeit, diese Ungleichheiten anzuerkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Frauen und Mädchen zu unterstützen und ihre Rechte zu stärken. Dies umfasst den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Ressourcen und Schutzmaßnahmen, um ihre Lebensumstände zu verbessern und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken.
SDG 6 stellt sich vor: „Sauberes Wasser und Sanitär-Einrichtungen“
Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Das Recht auf sauberes Wasser ist ein grundlegendes Menschenrecht, das von der internationalen Gemeinschaft anerkannt und geschützt wird. Es ist von entscheidender Bedeutung für das Überleben und Wohlergehen jedes Einzelnen sowie für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft.
SDG 6 (Sustainable Development Goal 6) der Agenda 2030 befasst sich explizit mit dem Ziel, allen Menschen den Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung zu ermöglichen. Dieses Ziel strebt an, die weltweite Wasserknappheit und mangelnde Hygiene zu bekämpfen und somit die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.
Wasser ist nicht nur notwendig, um unseren Durst zu stillen, sondern auch für die Nahrungsmittelproduktion, die Hygiene, die Energieerzeugung und die Erhaltung der Ökosysteme. Sauberes Wasser ist eine kostbare Ressource, die jedoch in vielen Teilen der Welt begrenzt ist. Ungerechte Verteilung, Verschmutzung und der Klimawandel stellen große Herausforderungen dar, um das Recht auf sauberes Wasser für alle sicherzustellen.
Der Klimawandel hat bereits spürbare Auswirkungen auf die Wasserversorgung in Deutschland Schon heute sind Wasserknappheit und Trockenperioden in einigen Regionen Deutschlands ein zunehmendes Problem. Durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster wird sich die Lage in Zukunft voraussichtlich weiter verschärfen.
Es wird erwartet, dass die Niederschlagsmengen in Deutschland in Zukunft insgesamt zunehmen, allerdings werden diese in vielen Regionen ungleichmäßig verteilt sein. Während einige Regionen mit erhöhter Niederschlagsintensität rechnen müssen, werden andere Gebiete mit einer geringeren Niederschlagsmenge konfrontiert sein. Dies führt zu einer zunehmenden regionalen Ungleichheit der Wasserverfügbarkeit in Deutschland.
In Regionen mit geringeren Niederschlagsmengen können Wasserknappheit und Dürren zu ernsthaften Problemen werden. Landwirte in diesen Gebieten werden mit der Herausforderung konfrontiert sein, ihre Felder zu bewässern und genügend Wasser für ihre Nutztiere bereitzustellen. Auch die wasserintensiven Industriezweige werden die Auswirkungen eines geringeren Wasseraufkommens spüren. Außerdem können Wasserversorgungsunternehmen Schwierigkeiten haben, genügend Wasser für die Bevölkerung bereitzustellen, was in Extremfällen zu Einschränkungen und Rationierungen führen kann.
Auf der anderen Seite können Gebiete mit erhöhter Niederschlagsintensität mit schweren Überschwemmungen und Bodenerosion konfrontiert sein. Dies kann zu Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und landwirtschaftlichen Flächen führen. Zudem kann ein erhöhter Niederschlag zu einer verstärkten Verschmutzung von Gewässern durch die Auswaschung von Schadstoffen führen, was die Trinkwasserversorgung gefährdet.
Diese Prognosen treffen auch auf den Freistaat Bayern zu. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Niederschlagsmengen in Bayern bereits verändert. Es wird erwartet, dass die Niederschläge insgesamt weniger werden, dafür aber in kürzeren und heftigeren Schauern auftreten. Dies könnte zu vermehrten Überschwemmungen führen, da der Boden nicht genug Zeit hat, das Wasser aufzunehmen. Gleichzeitig führen längere Trockenperioden zu sinkenden Grundwasserständen und einem Rückgang der Flusspegel.
Insgesamt wird der Klimawandel die Wasserversorgung in Deutschland verändern und regional unterschiedliche Folgen haben. Eine Anpassung der Wassermanagementstrategien wird unerlässlich sein, um die Auswirkungen auf die Wasserversorgung abzuschwächen und eine nachhaltige Ressourcennutzung zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, sowohl die Bedürfnisse der Landwirtschaft als auch der Bevölkerung und des Umweltschutzes zu berücksichtigen.
Um SDG 6 zu erreichen, müssen wir verantwortungsvoll mit unseren Wasserressourcen umgehen. Dazu gehört die Reduzierung der Wasserverschwendung, die Förderung von nachhaltigen Bewässerungsmethoden in der Landwirtschaft und der Schutz von Wasserquellen und Gewässern vor Verschmutzung.
Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen, unseren Wasserverbrauch zu optimieren und uns für den Schutz unserer Wasserressourcen einzusetzen. Regierungen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen ihre Bemühungen verstärken, um das Recht auf sauberes Wasser für alle zu verwirklichen, insbesondere für diejenigen, die am stärksten benachteiligt sind.
SDG 17 stellt sich vor: „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“
Das 17. Nachhaltigkeitsziel (SDG 17) der Vereinten Nationen lautet "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele". Es erkennt an, dass die Umsetzung aller anderen 16 Ziele eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen, Zivilgesellschaft und anderen Akteuren erfordert. Die Partnerschaften müssen auf gegenseitigem Respekt, Gleichberechtigung und dem Grundsatz der Augenhöhe beruhen. SDG 17 zielt darauf ab, innovative Partnerschaften zu fördern, um nachhaltige Entwicklungsmaßnahmen voranzubringen und die globalen Herausforderungen anzugehen. Es erkennt an, dass jede Akteurin und jeder Akteur zur Umsetzung der Ziele beitragen kann und dass kollektive Anstrengungen notwendig sind, um die Ziele bis 2030 zu erreichen. Im Fokus von SDG 17 steht also die Schaffung von Partnerschaften auf Augenhöhe, um eine inklusive, gerechte und nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Besonders wichtig ist hierbei der Fokus auf sogenannte Partnerschaften auf Augenhöhe. Dabei handelt es sich um Beziehungen zwischen Ländern des globalen Nordens (bisher Industrieländer) und Ländern des globalen Südens (bisher Entwicklungsländer), die dazu beitragen, bestehende Machtungleichgewichte zu überwinden.
Um diese Art der Partnerschaften zwischen den Ländern zu erreichen, sind mehrere Kriterien notwendig: Alle beteiligten Länder müssen ein ähnliches Maß an Bereitschaft und Interesse mitbringen, um eine stabile, zukunftsfähige Partnerschaft aufbauen zu können. Die Partnerschaften müssen außerdem auf eine Zusammenarbeit ausgerichtet sein, bei der beide Seiten ihre Fähigkeiten und Ressourcen einbringen und voneinander lernen können. Sie sollten zudem nicht auf kurzfristigen Zielen basieren, sondern darauf abzielen, langfristige Veränderungen zu bewirken und nachhaltige Lösungen zu finden.
Die Partnerschaften auf Augenhöhe sollten maßgeblich auf Gleichberechtigung, gegenseitigem Respekt und Anerkennung beruhen, ohne dass ein Partner dominanter oder untergeordneter ist. Darüber hinaus ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Partnern essenziell, um etwaige Unterschiede und Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können. Eine offene, transparente Kommunikation und der Austausch von Informationen und Daten sind grundlegende Eigenschaften der Partnerschaften.
Partnerschaften auf Augenhöhe zwischen Ländern des globalen Nordens und Ländern des globalen Südens sind somit ein wichtiger Ansatz, um die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen und Zusammenarbeit können die dringenden globalen Herausforderungen, wie Armut, Ungleichheit und Klimawandel, bewältigt werden. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen wird eine gerechtere Verteilung der Ressourcen und Verantwortlichkeiten ermöglicht. Gleichzeitig fördern diese Partnerschaften die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung der unterschiedlichen Perspektiven und Beiträge der beteiligten Länder.
Ein kleiner Schritt in diese Richtung ist auch der Ansatz des fairen Handels, der auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Gleichheit beruht. Eine gerechte Handelsbeziehung bedeutet, dass sowohl die Produzenten im globalen Süden als auch die Konsumenten im globalen Norden fair entlohnt werden und von fairen Arbeitsbedingungen profitieren. Es geht darum, die Machtungleichheiten im globalen Handelssystem zu überwinden, die oft dazu führen, dass die Produzenten im globalen Süden benachteiligt werden. Fairer Handel ermöglicht es den Produzenten, ihre Produkte zu einem angemessenen Preis zu verkaufen und somit ein nachhaltiges Einkommen zu erzielen. Gleichzeitig haben die Konsumenten die Möglichkeit, Produkte zu erwerben, die unter gerechten Bedingungen hergestellt wurden und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Durch gerechte Handelsbeziehungen werden partnerschaftliche Verbindungen zwischen Ländern des globalen Nordens und des globalen Südens gestärkt. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe fördert den kulturellen Austausch, das gegenseitige Verständnis und die Anerkennung der unterschiedlichen Stärken und Potenziale.